Heute stelle ich Euch vier Bücher vor, die Ihr online lesen könnt und die sich mit Kinderspielen beschäftigen.
Das Spiel und Spielen des Kindes ist von jeher als sein eigentliches Lebenselement, als seine erste und alleinige Lebensarbeit angesehen worden. Man sagt, das Kind spielt das ganze kommende Leben, aber es weiß noch nichts und soll noch nichts wissen von der eigentlichen Bedeutung, von dem oft so finsteren Ernst desselben. Näher angesehen stellt das Kind gern alle Verhältnisse, alle Lebensbeschäftigungen dar, die irgend wie in den Kreis seiner Erfahrung getreten sind, oder ein Anderer in seine Anschauung zu bringen versteht.
- Ueber den Geist der Fröbel'schen Kinderspiele und die Bedeutsamkeit der Kindergärten. Dr. Ravoth, Berlin, 1859
Zwanzig Kinderspiele
für kleine Kinder von drei bis sechs Jahren mit Erzählungen, Erklärung, Text und Musik
von Luise Hertlein, Vorsteherin einer Lehr- und Erziehungsanstalt in Wien, 1859
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Dieses Buch ist in Erzählform geschrieben. Die Spiele sind begleitet von Liedern und Zeichnungen.
Der Frühling.
Die Familie L..... wohnte in einer kleinen Stadt in dem schönen Donauthale. Sie zählte fünf Kinder: Hermann war neun Jahre, Ernst acht, Lisbeth sechs, Carl vier und Mariechen drei Jahre alt. Sie waren alle gute Kinder, die ihren Aeltern Freude machten.
Seit einigen Tagen erwarteten sie Tante Margarethe, welche ein paar Male im Jahre aus der Ferne zum Besuche kam. Diese Tante war ihnen gar lieb, weil sie sich viel mit ihnen beschäftigte, und besonders schöne Spiele und Geschichten wußte.
Endlich kam sie, wurde mit Jubel begrüßt, und von den Kindern mit Erzählungen von Allem, was sich während ihrer Abwesenheit zugetragen hatte, überschüttet.
„Wirst du uns auch wieder schöne Geschichten erzählen und Spiele lehren?“ fragte der dicke Ernst mit den großen blauen Augen. „ Ach ja, Tante“, fiel der zartere Hermann ein, „erzähle uns etwas.“
„Morgen“, sagte die Tante; „es ist ohnehin Sonntag, ihr habt Kinderbesuch und ich kann meine Geschichte vor einem größeren Publikum zum Besten geben.“
Die Tante hielt stets ihr Wort, und so versammelte sie denn am bestimmten Tage die kleine Schaar in einem Kreise um sich, setzte sich in ihre Mitte und erzählte folgende Geschichte:
Lustig zog der fröhliche Jüngling, Frühling genannt, durch das Land. Trotz aller Ehrfurcht für das Alter konnte er den grauen Winter nicht mehr länger dulden. Auf zarte Weise hatte er ihn längst zum Abzuge gemahnt, indem er die weißen Schneeglöckchen aus ihren Sternenbettchen wach schüttelte, und sie in Dörfer und Städte als seine Boten sandte. Der Winter verstand diese Mahnung nicht. Schon dufteten die ersten Veilchen und erfüllten Wald und Wiesen mit ihrem Wohlgeruche; jetzt, meinte man, würde der rauhe Gast sich nicht mehr behaglich fühlen und hinaufziehen nach seiner Residenz in dem kalten Norden, wo die Blumen aus Eis entstehen und starr wie dieses ohne alles Leben bleiben, weil sie nicht fröhliche Kinder der Erde, sondern Gebilde seines rauhen Wesens sind.
Aber immer hielt der Winter noch seine kalte Hand über das Land, das aufkeimende Leben zurückdrängend. Weil die zarten Blumen vergebens ihre lieblichen Augen bittend zu dem finstern Manne erhoben, so versuchten es die Bäume, ihre Aeste und Zweige zu färben, ihre Knospen zu erschließen und hie und da Blüthen zu entfalten, es half nichts – der Alte war eigensinnig und blies mit vollen Backen seinen kalten Odem über sie hin, um ihnen seine Macht zu zeigen; auch sandte er seine Minister, Schnee, Reif und Eis; daß sie in seinem Geiste das aufkeimende Leben in der Natur erstarrten. Endlich wurde es dem Frühlinge zu arg, er verband sich mit der Sonne, diese lieh ihm ihre Strahlen, und nun durchzog er mit seinen glänzenden Waffen wie ein Herold Wiesen, Felder und Berge und ängstigte den feindlich gesinnten Winter und sein Gefolge so sehr, daß sie abzogen.
Auf seinem Wege hatte der Frühling aber ein zahlreiches Gefolge bekommen, denn die Sonnenstrahlen, mit welchen er den Winter vor sich hertrieb, waren in die Erde hinein gedrungen, und hatten da ein reges Leben wachgerufen; da sprießten Blümchen von allen Farben: blaue Veilchen gesellten sich zu den gelben Primeln; die weiße Anemone hüpfte fröhlich neben dem ernsteren Waldmeister und dem blauen Ehrenpreis; am zahlreichsten waren Löwenzahn und Gänseblümchen vertreten. Das war ein gar lustiges Leben, als sich der Zug so durch die Wiesen hinschlängelte.
Plötzlich mahnte Meister Frühling zum Stillestehen und hielt eine Anrede an alle die Blumen, Gräser und Kräuter, welche um ihn versammelt waren. „Meine lieben Kinder“, sprach er, „der Winter ist nun in seine Heimath zurückgekehrt und wird unserem Leben nicht mehr gebieten, wir werden ungehindert die schöne Erde schmücken und die Herzen guter Menschen erfreuen. Dazu dürft ihr aber nicht beisammen bleiben. Die Anemone mag mit dem Waldmeister in den Buchenwald hinauf ziehen, Ehrenpreis und Maßliebchen haben den Wiesenrand zu schmücken, mein liebes Vergißmeinnicht wird seine blauen Augen im Bache spiegeln, und das einfältige Gänseblümchen wird mit dem grimmigen Löwenzahn die Wiese verschönern, bis ich ihnen den Salbei, die Steinnelke und die Glockenblume nachsende.“
Die Blumen waren alle Kinder der Freude und der Liebe, darum folgten sie fröhlichen Herzens dem Frühlinge, glücklich in dem Bewußtsein, daß jedes an seinem Platze zur allgemeinen Freude beitragen könne.
Meister Frühling hatte außer den holden Blumenkindern und den Blättern und Blüten der Bäume noch andere Geschöpfe wachgerufen. In den aufgethauten Gewässern wimmelte es von Fischen, rastlose Insekten trieben ihr Spiel in der Luft und auf dem Boden; um all den stummen Zeugen der Allmacht und Güte Gottes Ausdruck zu geben, rief er die gefiederten Sänger der Lüfte herbei, und ließ sie ihr Loblied zur Ehre des Schöpfers aller Freude anstimmen.
Das Alles hatte der Frühling gethan, der schöne kräftige Jüngling, welcher mit den Sonnenstrahlen im Bunde den Winter vor sich hertrieb. Aber gerade diese Strahlen, welche ihm so gute Dienste leisteten, kehrten sich gegen ihn, und brannten zuletzt so heiß, daß er seinen älteren Bruder, den Sommer, bat, er möge nun weiter hinausführen, was er begonnen hatte. So schied er denn. Manches Blümchen, das den Frühling über Alles liebte, grämte sich darüber zu Tode, alle die schönen Blüthen der Bäume fielen ab; die Vögel wollten nicht mehr singen, die Nachtigall stellte ihre Flötentöne ein, es begann ein ernsteres Leben. Die Blüthen waren abgefallen, die Früchte mußten reifen; der Gesang war verstummt, die Arbeit und die Sorge um das Nestchen begann. Die Menschen sagten: „Der Frühling ist vorbei, wir haben Sommer.“ –
„Bravo!“ riefen die Kinder, „Tante, deine Geschichte hat uns gefallen. Wie schön muß der Frühlingszug gewesen sein! Der fröhliche Frühling mit den Sonnen strahlen in der Hand und den lieben Blümchen hinter sich, das gibt ja einen herrlichen Anblick!“
Die Tante hatte aber noch eine Ueberraschung in Bereitschaft. „Wißt ihr was“, sagte sie, „einen solchen Frühlingszug könnt ihr gleich aufführen. Einer von euch, der Größte ist der Meister Frühling; wir schneiden aus gelbem Papier die Sonnenstrahlen und geben sie ihm in die Hand; ihm folgen paarweise die anderen Kinder als Frühlingsblumen; Klein-Mariechen ist das Maiglöckchen und läutet mit einer Glocke den Frühling aus. So zieht ihr im Schlängelgang hier im Zimmer herum; nun komme ich als Junker Reif und blase einen kalten Wind über euch hin, da versteckt ihr euch geschwind so lange, bis ich fort bin, dann kommt ihr wie der hervor und singt das Liedchen, das ich euch dazu lehren werde, zu Ende. Während ihr euch versteckt, singe ich allein die Worte: den Junker Reif verdroß das sehr; er kommt ins Thal herein, Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr, fort sind die Blümelein.“
Die Kinder lernten zuerst die Worte, dann die Melodie, zuletzt das Spiel, das ihnen als Marschirspiel sehr lieb war.
Hier findet Ihr das Lied zu diesem Spiel.
Karls und Emiliens vergnügte Spielstunden
Oder: neue Kinderspiele für gesellige, muntere und lehrreiche Unterhaltung
G.C. Claudius, 1804
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Dieses Buch ist wie ein Theaterstück geschrieben. Wir sehen, wie die Kinder besprechen, welche Spiele sie spielen wollen, und wie sie zusammen die Regeln ausdenken.
Ludwig. Zuvor muß aber Adolph, den Gesetzen unsers Kränzchens gemäß, ein neues Spiel angeben, besonders da das Kränzchen heute zum ersten Male bey ihm ist.
Alle. Allerdings!
Franz. Adolph könnte denken, wie hielten ihn nicht für fähig, uns mit einem neuen Spiele bekannt machen zu können.
Adolph. Freunde, Ihr setzt mich in Verlegenheit. Ihr erwartet vielleicht mehr von mir, als ich leisten kann.
Ludwig. Dem sey nun, wie ihm sey. Wir erwarten wenigstens ein neues Spiel von Dir.
Lottchen. Das ist allerliebst! Da lerne ich bey meinem Eintritte schon wieder etwas Neues. Ihr thut wohl daran, daß Ihr auf dieses Gesetz haltet. Die alten Spiele, wenn man nur diese, und immer nur diese spielt, machen einem doch endlich gar zu viel Langeweile. Ich bin neugierig, was Freund Adolph angeben wird.
Adolph. Ich bedinge mir aus, daß Ihr Euch nicht zu viel versprecht. Dürfte ich Euch also wol das Sprichwörterspiel vorschlagen?
Ludwig. Wie? was? Das Sprichwörterspiel? Wo denkst Du hin? Adolph! Das ist ein Spiel, das wir lange, lange schon in der Frau Mutter Handkörbchen geworfen haben.
Leopold. Mags! Das Spiel ist hübsch! Da weiß ich verschiedene Sprichwörter anzugeben, und kann sie auch ausführen. Man braucht nicht so viel dabei nachzusinnen, wie bey euren zeitherigen neuen Spielen.
Ludwig. Und da giebt denn immer Leopold dieselben Sprichwörter an, die er schon zehn Mal vorgestellt hat. Kaum ist seine Gesellschaft ins Zimmer getreten, so schreyt man ihm schon zu: das ist Dein Sprichwort. Ey, das ist eine schöne Unterhaltung! Da möchte man sich zu Tode dabey gähnen.
Wilhelm. Wahr ist es wol, daß das Sprichwörterspiel etwas Altes ist. Wenn man aber nur nicht immer dieselben Sprichwörter wiederholt, oder solche doch mit einer neuen Handlung begleitet, so kann auch dieses Spiel noch Unterhaltung gewähren. Das Meiste kommt dabey auf diejenigen an, die das Sprichwort ausführen.
Karl. Und kann nicht Adolph dem alten Spiele eine neue Wendung geben? Es gehört oft mehr Geschicklichkeit dazu, etwas Altes als eine Neuigkeit aufzustuzzen, als etwas ganz Reues zu erfinden –
Ludwig. Wenigstens behauptet das unser Schneider, wenn er mir aus einem getragenen Kleide meines ältern Bruders einen Rock machen will, der wie ein neuer aussehen soll.
Adolph. Wenn es erlaubt ist, will ich meine Idee angeben. Mißfällt sie, sogebe ich ein anderes Spiel zum Besten. Jch sah eure Einwürfe voraus, und habe mich also auch schon darauf gefaßt gemacht.
Emilie. Das konnte ich mir vorstellen, daß unser Adolph sich vorgesehen haben würde. Hätten die Stimmen für oder wider die Aufnahme dieses Spiels gesammelt werden müssen, die meinige hätte ich ihm ohne Bedenken für die Aufnahme gegeben, denn ich bin überzeugt -
Kinderlieder und Kinderspiele aus dem Vogtlande
eingeleitet durch einen Vortrag: über volksthümliche Kinderpoesie
Der Ertrag ist zum Besten des Asyl-Fonds in Plauen bestimmt
Dr. Hermann Dunger, Oberlehrer am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden, 1874
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Eine umfangreiche Sammlung an Gedichten, Abzählreimen, Kinderspielen, Zungenbrechern, Rätseln und vielem ähnlichen mehr. Ganz besonders interessant sind die Varianten noch heute bekannter Reime.
Schlaf, Kindel, schlaf!
dein Vater hüt’t die Schaf,
deine Mutter hüt’t die Lämmer,
da schläfste noch a wing länger,
thu die Guckele zu, thu sie nimmer auf,
bis sie kommen und dich Wecken auf:
Kindel steh auf!Schlaf, Kindlein, schlaf!
im Garten gehn zwei Schaf,
ein schwarzes und ein weisses,
und wenn mein Kind nicht schlafen will,
da wird's das schwarze beissen.Backe, backe Kuchen!
der Bäcker hat gerufen,
wir solln's Mehl menge,
und die Kuchen brénge:
schiebt sie hoch 'nei'n Ofen.Backe, backe Kuchen,
alle Leute bucken,
wir bucken keine,
that mei Lisel weine, weine, weine!Das ist der Daumen,
der schüttelt die Pflaumen,
der list sie,
der isst sie
und der sagt alles seinem Vater.Notsche, notsche, Reiter,
wenn er fällt, da leit er,
fällt er 'nei' ne hohlen Weg,
kümmt der Fuchs und trägt 'ne weg,
trägt 'ne nei de Bérken (Birken)
frisst 'ne wie án Spérken (Sperling).Der Topf mit dem Loch.
Wenn der Topf aber nu ä Loch hat, lieber Heinrich, lieber Heinrich.
Stopf's zu, liebe, liebe Lise, liebe Lise, stopf's zu!
Mit was denn aber zustopfen, lieber Heinrich, lieber Heinrich ?
Mit Stroh, liebe, liebe Lise, liebe Lise mit Stroh!–
Wenn's Stroh aber nu zu lang ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich ?
Schneid's ab, liebe, liebe Lise, liebe Lise, Schneid's ab!
Mit was denn aber abschneiden, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Mit der Scheer', liebe, liebe Lise, liebe Lise, mit der Scheer'!
Wenn die Scheer aber nu zu stumpf ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Mach' se scharf, liebe, liebe Lise, liebe Lise, mach' se scharf!
Mit was denn aber scharf machen, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Mit n' Stein, liebe, liebe Lise, liebe Lise, mit n' Stein!
Wenn der Stein aber nu net nass ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich ?
Mach' n' nass, liebe, liebe Lise, liebe Lise, mach' n' nass!
Mit Was denn aber nass machen, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Mit Wasser, liebe, liebe Lise, liebe Lise, mach' n' nass!
Mit Was denn aber Wasser hol'n, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Mit n' Topf, liebe, liebe Lise, liebe Lise, mit n' Topf!
Wenn der Topf aber nu ä Loch hat, lieber Heinrich, lieber Heinrich? etc.Lebensalter.
10 Jahr, ein Kind,
20 Jahr, ein Jüngling,
30 Jahr, ein Mann,
40 Jahr ist wohlgethan (fangen die Sorgen an),
50 Jahr, geht's auch noch an, (Stillestand)
60 Jahr, fängt's Alter an,
70 Jahr, ein Greis,
80 Jahr, schneeweiss,
90 Jahr, der Kinder Spott,
100 Jahr, Gnad'von Gott (oder: bewahr mich Gott)Zu Bette.
Um achte geht m'r zu Bett' sachte,
um neune muss m'r im Bett erscheine,
um zehne muss m'r sich ámol dehne,
um elfe muss m'r ámol gähne,
um zwölfe muss m'r schnarchen wie die Wölfe.
Oder:
um zehne mach dich wohl gerüst',
dass de um elfe drinne bist.A B C
die Katz läuft im Schnee,
der Hund hinterdrei,
fallen alle beide nei'n Erdäppelbrei.A B C
's Kätzel lief im Schnee,
wie's wieder nach Hause kam,
hatt' es Weisse Höslá an.
A B C
's Kätzel lief im Schnee.A B C,
beissen mich die Flöh,
beissen mich die Wanzen,
kann ich nimmer tanzen,
beissen mich die Stiegelitzen,
kann ich nimmer stiller sitzen.Ene dene Tintenfass,
geh in die Schul' und lerne was!
wenn du was gelernet hast,
komm' nach Haus und sag' mir das!Schimpfen, schimpfen thut nicht weh,
wer mich schimpft, kriegt Läus und Flöh.
Zungenbrecher
Kaisers Köchin kann keinen Kalbskopf kochen,
keinen Kalbskopf kann Kaisers Köchin kochen.Wenn mancher Mann wüsste,
wer mancher Mann wär,
gäb' mancher Mann manchem Mann
manchmal mehr Ehr'.
Weil mancher Mann nicht weiss,
wer mancher Mann ist,
drum mancher Mann manchen Mann
manchmal vergisst.Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten.
Fritze frisst fett Schöpsenfleisch, fett Schöpsenfleisch frisst Fritze.
Sechs und sechzig Schock sächsische Schuhzwecken.
Messwechsel, Wachsmasken,
Wachsmasken, Messwechsel.
Gedächtnisspiel
1 Huhn, 2 Hahn, 3 Schweine,
4 Kühe, 5 Mönche, 6 Nonnen,
7 grümische grämische böhmische polnische Bettelleut,
8 mancherweis', 9 Rautenkränz',
10 rippen-rappen-rothe Rattenschwänz',
11 getippelte, getappelte, gewickelte, gewackelte Kälberhaut,
12 ein Paar wohlgeschmückte Brautleute.
Diese wie die beiden vorhergehenden Nummern werden auch als Spiele gebraucht, indem die einzelnen Theile derselben der Reihe nach von den Mitspielenden schnell nachgesprochen werden müssen:
die Fehler werden durch Pfänder bestraft.
Spiele
Engel oder Teufel.
Die Kinder bilden einen Kreis, ein Kind in der Mitte wird von einem hinter ihm stehenden mehrere Male herumgedreht, während die anderen singen:
Dreh dich um, mein Engelein,
ich denk', du bist ein Bengelein!
Guck dreimal nauf in’ Himmel
und lach' nicht!
Bei den letzten Worten, welche gesprochen werden, muss der drinnen Stehende, am Haare von hinten gezogen; dreimal empor sehen.
Wenn er lacht, wird er Teufel und muss auf die linke Seite treten; lacht er nicht, so wird er ein Engel und kommt auf die rechte Seite.
Sind alle Kinder Engel oder Teufel geworden, so verschränken zwei Kinder die Arme, die anderen werden der Reihe nach darauf gelegt; die Engel werden sanft geschaukelt mit den Worten:
Wir tragen den Engel in Abrahams Schoss!
Die Teufel werden derb geschüttelt mit den Worten:
Wir tragen den Teufel in der Pulverguck.*)
*) Die Gucke, stehender Ausdruck für Düte.Wo wohnt der Herr Doctor?
Ein Kind zupft das andere am Kinn und spricht: Wo wohnt der Herr Doctor? Antwort: Einen Stock weiter oben. – Hierauf zupft es unter gleicher Frage an der Nase. Antwort wieder: Einen Stock weiter oben! Es wird hierauf die Stirn berührt und gefragt: Klingeln oder Klopfen? Lautet die Antwort: Klingeln? so zupft man an den Haaren, lautet die Antwort: Klopfen? so wird an die Stirn geklopft.Das wilde Thier.
Paarweise gehen die Kinder spazieren und singenden folgenden Vers; einer der Mitspielenden lauert als wildes Thier in einem Versteck; bei 12 stürzt er auf die sich unter Geschrei Zerstreuenden los und sucht einen davon zu fangen, welcher - dann an seiner Statt wildes Thier wird.
Wir woll'n einmal spazieren gehn,
wenn nur das wilde Thier nicht käm'!
um eins kommt's nicht,
um zwei kommt's nicht,
um drei kommt's nicht etc.
– um zehn kommt's nicht,
um elf, da pocht's,
um zwölf, da kommt's!Pflumpfsack.*)
Die Spielenden bilden einen Kreis, Schulter an Schulter, die Hände auf dem Rücken, bereit den Pflumpfsack oder das „Knötel“ von dem aussen Herumgehenden zu empfangen: sobald dies geschehen ist, wird der betr. Nachbar unter Schlägen um den Kreis herum getrieben, bis er einen Platz findet.
Dabei wird gesungen:
Dreht euch nicht um,
der Pflumpfsack geht um (das Knötel) -
's wird summen,
's wird brummen,
wird bald auf den Buckel kummen.
Oder:
Wer sich umsieht,
der kriegt án Hieb!
*) Dass dieses Spiel schon im Mittelalter bekannt und getrieben war, zeigt uns eine Stelle in den Reichenauer Glossen: “Circulatorius ludus est puerorum in circulo sedentium, post quorum tergum discurrit puer unus portans aliquid in manu, quod ponit retro aliquem sedentium ignorantem, vulgariter dicitur: Gurtulli, trag ich dich.“
Ig. v. Zingerle, das deutsche Kinderspiel im Mittelalter, S.151
Rätsel:
Erst weiss wie Schnee,
dann grün wie Klee,
dann roth wie Blut –
nun schmeckt es gut.
(Kirsche.)Das erste frisst, das zweite isst,
das dritte wird gefressen,
das ganze wird gegessen.
(Sauerkraut.)Es geht ums Holz
und kommt nicht 'nein.
(Rinde.)
Ueber Kleinkinderbewahr-Anstalten
Eine Anleitung zur Errichtung solcher Anstalten so wie zur Behandlung der in denselben vorkommenden Lehrgegenstände, Handarbeiten, Spiele und sonstigen Vorgänge.
Johann Georg Wirth, Oberleiter und Lehrer der Kleinkinderbewahranstalten in Augsburg, 1838
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Dieses Buch ist genau das, was der Untertitel sagt. Spannend zu lesen, wie 1838 Kindergärten aussahen. Auch wenn diese Kindergärten "Kleinkinderbewahranstalten" genannt wurden, so waren sie doch für Kinder von 3 bis 7 Jahren.
Kinderspiele sollen namentlich folgende Eigenschaften in sich fassen:
1) Vermehrung der Kenntnisse der Kleinen,
2) Beförderung der körperlichen Ausbildung
3) Gewöhnung auf bestimmte Zeichen, Worte, Sachen, zu merken, wodurch das Gedächtniß in Anspruch genommen und die Aufmerksamkeit angeregt wird,
4). Verhinderung solcher Vergnügungen, welche mit Gefahren für die Gesundheit, besonders aber für die Sittlichkeit der Kinder verbunden sind,
5) Gewöhnung, auch bei dem Genusse der Freuden mäßig zu seyn und namentlich einen gewissen Anstand nicht außer Augen zu setzen.Endlich haben Kinderspiele besonders den Zweck:
6) Zeitvertreibend, Unterhaltung gewährend, viele Kinder zu gleicher Zeit beschäftigend - zu wirken. –Jagdspiel.
Zwanzig und mehr Kinder werden in Entfernungen von 2 bis 3 aufgestellt, mit dem Auftrage sich ruhig zu verhalten.
Sie bilden – einzeln – Bäume, zusammen einen Wald. Einige Kinder laufen zwischen den Bäumen – in dem Walde umher, gleich den Haasen, Rehen, Hirschen e. Ein Knabe – nach dem andern – durchstreift mit einem Gewehre den Wald. Begegnet ihm z. B. ein: Haase, so schießt er bumm! – auf ihn. Der Haase fällt und der Knabe, welcher geschossen hat, – der Jäger – muß dann den Kindern laut und deutlich erzählen: was er geschossen, warum er den Haasen geschossen habe, was man, im todten Zustande, von dem Haasen benützen könne.
Damit fertig, erscheinen andere Kinder zu gleichen Leistungen.Errathen der Stimme.
Ein Kind begiebt sich in ein Nebenzimmer, z. B. Fritz. Alles ist ruhig, stille. Georg erhält den Auftrag, dem abwesenden Knaben zu rufen. Sogleich ruft er: Fritz, komme herein! Gerufen, eilt Georg an seinen Platz. – Kann Fritz angeben, wer ihm gerufen habe, so muß sich Georg entfernen. Im andern Falle hat dasselbe Fritz noch einmal zu leisten.
Oder, man verbindet einem Kinde die Augen, nachdem man vorher aus den übrigen Kindern einen Kreis gebildet hat und giebt ihm ein Stäbchen in die Hand, mit dem es ein Kind berühren darf. Fühlt das Kind, ein anderes Kind berührt zu haben, so verlangt es einen Laut von dem mitbetheiligten Kinde; z. B. muuu! – Erräth das Kind an dem Laute, an der Stimme jenes, mit dem es zu thun hat, so wird in der Verrichtung gewechselt.
Während dem Kinde die Augen verbunden werden, setzt, sich der Kinderkreis in Bewegung und erhält sich in derselben so lange, bis vom Leiter oder von der Wartfrau ein Zeichen gegeben wird, stehen zu bleiben.Platzwechseln.
Es mögen kleine Stühle oder vier Bänke zusammengestellt werden. Auf diese Bänke setze man so viele Kinder, daß sie sich nicht beengen, doch den Sitzplatz bedecken. Jedes aufstehende Kind lasse eine Lücke zurück, die man leicht gewahr wird.
Ein Kind, das aus Mangel an Platz, nicht mehr auf den Bänken sitzen kann, stelle man in die Mitte. Dort angekommen, wählt es sich mit seinen Augen ein Kind aus, zu dem es hingeht und sagt: „Du, leihe mir Deinen Platz!“ Die Antwort ist: „Meinen Platz brauche ich selbst, frage da oder dort!“
Während so gefragt und geantwortet wird, winken sich oft zwei und zwei Kinder heimlich zu, um ihre Plätze zu wechseln. Darauf muß das Kind aufmerksam seyn, um sichschnell in den Besitz eines leeren Platzes zu setzen.