Auch wenn die Nabelschnur selten länger als die erste Lebenswoche ein Thema für Eltern ist, so lohnt es sich doch, den Umgang damit in früheren Zeiten einmal genauer zu betrachten.

Heutzutage lassen wir die Nabelschnur, wenn möglich, auspulsieren, bevor sie abgeklemmt und durchtrennt wird. Danach lassen wir sie austrocknen bis sie von allein abfällt. In der Zwischenzeit sorgen wir nur dafür, dass das Baby sich an dem Nabelschnurrest und der Klammer nicht wund scheuert. Doch dieses Verfahren hat sich erst vor nicht allzulanger Zeit etabliert. Davor gab es Diskussionen über den besten Zeitpunkt des Abnabelns, die Art und Weise des Abnabelns und die Nabelpflege. 

In einem meiner allerersten Artikel habe ich beschrieben, wie sich das Wochenbett seit 1830 verändert hat. Das Baby wurde erst aus dem Bett, dann aus dem Zimmer der Wöchnerin verdrängt. Dies hatte nachhaltige Wirkung auf das Bonding. Treibende Kraft bei dieser Entwicklung waren die Ärzte (kein generisches Maskulinum). Umso bemerkenswerter, dass in diesem Text eines Geburtshelfers aus dem Jahr 1842 deutlich auf den positiven Einfluss des gemeinsamen Wochenbettes auf das Bonding hingewiesen wird. 

Für uns ist es heute unvorstellbar und fast unerträglich, nicht zu wissen, ob wir schwanger sind oder nicht. Das war selbst für unsere Großmütter noch ganz anders. Selbst wie eine Schwangerschaft entsteht, wussten sie nicht mit Sicherheit. Das Wissen darum, wie Befruchtung funktioniert, ist heute Basis jeder Aufklärung. Doch dieses Wissen haben wir noch gar nicht so lange. Hier habe ich Euch Schilderungen aus verschiedenen Zeiten zusammengetragen.

Am 25. November ist der Tag der Roses Revolution. Diese globale Aktion gegen Gewalt in der Geburtshilfe wird seit 2011 begangen. An diesem Tag legen Betroffene Rosen vor den Kreißsälen ab, in denen ihnen Gewalt widerfahren ist. Viele schreiben auch einen begleitenden Brief dazu. 

Zu dem Gewalterlebnis kommen manchmal im Nachhinein noch Bemerkungen Dritter dazu, die das Trauma verstärken und es Betroffenen noch schwerer machen, das Erlebte zu verarbeiten. Bemerkungen darüber, dass das doch alles nicht so schlimm gewesen sein könne, schließlich läge es in der Natur der Sache, dass eingegriffen werden müsse, und überhaupt hätten Frauen sich früher ja auch nicht beschwert.

Ein nicht näher beschriebener Dr Langsdorf schrieb 1798 auf einer Reise durch Portugal an den berühmten Geburtshelfer Friedrich Benjamin Osiander (1759-1822). Ein Jahr später veröffentlichte Osiander den Brief in seinem Buch Neue Denkwürdigkeiten für Aerzte und Geburtshelfer (S. 315 ff) mit einigen Anmerkungen versehen.

Der Brief gibt einen interessanten Einblick in die Unterschiede zwischen den Kulturen. Faszinierend ist beispielsweise, dass eine kniende Gebärposition von beiden Ärzten als bei unproblematischen Geburten unschädlich anerkannt wird, sie aber keine Folgen daraus ziehen. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass auch deutsche Frauen so gebären könnten. Osiander sucht regelrecht nach Gründen, diese Position abzulehnen.

*WARNUNG!* Die folgenden Beschreibungen sind sehr explizit und haben keinen guten Ausgang. Rassismus, Misshandlung und Vergewaltigung kommen auch vor.

Friedrich Benjamin Osiander (1759-1822) war ein deutscher Arzt und Geburtshelfer, der lange Jahre das Göttinger Entbindungshospital leitete. In seinem Buch Neue Denkwürdigkeiten für Aerzte und Geburtshelfer von 1799 beschreibt er zunächst ausführlich seinen Werdegang und listet dann 156 Grundsätze auf, die er für die Arbeit eines Geburtshelfers für wichtig erachtet. Zuletzt widmet er sich einigen Fallbeispielen und Erfahrungsberichten zu. Darunter befindet sich ein Geburtsbericht, den ich hier nacherzählen will.

Oktober ist Pregnancy and Infant Loss Awareness Month.

Auch in diesem Jahr möchte ich wieder einen Beitrag dazu leisten, verwaiste Eltern und ihre Kinder sichtbar zu machen. Der Tod ist in unserer Gesellschaft zum Tabu geworden. Der von Babys und Kindern ganz besonders. Aber es betrifft viele. Und diejenigen, die nicht selbst betroffen sind, wissen häufig nicht, wie sie reagieren sollen. Darum wurde der Oktober zum Pregnancy and Infant Loss Awareness Month bestimmt. Betroffenen Eltern soll gezeigt werden, dass sie nicht alleine sind, und anderen soll gezeigt werden, wie sie die Betroffenen unterstützen und ihnen respektvoll begegnen können.

Gebärstühle waren seit dem Mittelalter bei uns weit verbreitet. Mit dem Rückgang der Hausgeburten verschwanden sie für lange Zeit aus den Gebärzimmern. Doch bevor sie verschwanden, wurden sie zum Gegenstand reger Innovationslust.

"Bei uns nicht nur, sondern auch in den Gegenden von Hessen, Sachsen, Preußen, Hannover u. s. w. weiß man nichts von der Methode im Bette niederzukommen, welche in England, Frankreich und in Wien allgemeine Sitte ist, wohl aber kennt man die Gebärstühle, worauf die meisten Entbindungen vor sich gehen; (...)"
Dr. Elias von Siebold's Abhandlung über den neuen von ihm erfundenen Geburtsstuhl, Weimar, 1804

Heute wird's blutig. Wir reden über die Monatsreinigung, das Unwohlsein, das Geblüt, das Monatliche, den Monatsfluß, die Regel, die Periode, die Menstruation. Oder anders ausgedrückt: über das blutgetränkte Gewebe, das Gebärmütter während der fruchtbaren Jahre häufiger mal ausstoßen.

Wenn Dir diese Beschreibung schon zu viel war, lies lieber nicht weiter! Und wenn Du meinst, dieses Thema hätte nichts mit Säuglingspflege zu tun, dann geh nochmal in Dich und überlege Dir, wo die kleinen Kinder her kommen.

Triggerwarnung: Beschreibung von Komplikationen unter der Geburt, Kindstod.

Jahrzehntelang wurde Schwangeren nicht erlaubt, ihre Kinder aus Beckenendlage zu gebären. Der Kaiserschnitt galt als sicherer. Das führte dazu, dass Geburtshelfer'innen unzureichend in vaginalen BEL-Geburten ausgebildet wurden, wodurch diese noch unsicherer wurden. Heute ist es sehr oft möglich, ein Kind aus BEL zu gebähren, aber nicht immer ist das das Beste für Mutter und Kind. Eine BEL-Geburt ist schwieriger als eine Geburt aus Schädellage.